Donnerstag, 29. April 2010

Gefängnis

Heute war ein anstrengender und langer Arbeitstag mit wenig Gelegenheit zur Selbstbesinnung. Immerhin gibt es mir ein gutes Gefühl, wenn ich am Arbeitsplatz mein bestes gegeben habe, um aus einem furchtbaren Datenchaos doch noch irgendwie halbwegs plausible Auswertungen zu erstellen. Für das Datenchaos bin ich nicht verantwortlich, das kann ich nur aufzeigen und Verbesserungsvorschläge machen.

Hier wie anderswo ist das Fundament total morsch, aber in dem darauf errichteten Hochhaus sitzen Menschen in der obersten Etage und finden sich und das Gebäude ganz toll. Bis zum drohenden Einsturz.

Nachtragen möchte ich noch, daß ich gestern einen systemkritischen Artikel gelesen habe, der mich richtig getroffen hat. Ich halte mich ja schon für gut aufgeklärt und recht bewußt, aber sooo deutlich habe ich es bisher nicht gesehen, daß wir nur wie Vieh gehalten werden, das zugunsten einiger weniger Menschen ausgebeutet wird.

Hier, absolut lesenswert:

http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2010/04/freiheit-ist-sklaverei-und-sklaverei.html

Das Gefängnis ist nicht nur in mir, wo das Ego mich einsperrt und einengt, sondern das Gefängnis ist auch in der Außenwelt. Ich sehe es immer deutlicher. Sich daraus zu befreien, ist ein langer und mühsamer Weg und als Einzelkämpfer kaum zu erreichen. Wer schafft es schon, beispielsweise alle Verstrickungen mit dem sogenannten Sozialstaat zu lösen und sich aus diesem Ausbeutungs-System vollständig zu verabschieden? Es ginge nur, wenn man illegal in diesem Land leben würde. Und das ist für mich keine Option.

Ich hatte gerade die Idee, daß es neben dem eigenen Ego vielleicht auch noch so etwas wie ein Menschheits- oder Gesellschafts-Ego gibt. Ich hoffe ja, daß es noch zu meinen Lebzeiten zu einer deutlichen Bewußtseinsveränderung der Mehrheit der Menschen kommen wird, aber vorher scheint ein gewaltiger Crash auf allen Ebenen unvermeidlich. Jedenfalls reicht es nicht, wenn ich mich nur um das Schrumpfen meines eigenen Egos bemühe, die Augen vor der Realität der Außenwelt darf ich nicht verschließen.

Wer die Seite noch nicht kennt. Fundierte Infos zu den Hintergründen der Wirtschaftskrise gibt es hier:

www.radio-reschke.de

Dienstag, 27. April 2010

Verletzlichkeit

Heute morgen fühlte ich mich sehr dünnhäutig und verletzlich. Es war auch viel Schmerz da, nicht verzweifelt/herzzerreißend, sondern mehr sanft. Es ist tragisch, daß irgend so ein in der frühen Kindheit aufgebautes Muster das ganze Leben bestimmen und verzerren kann.

Die Welt ist nicht mein Feind. Andere Menschen sind nicht meine Feinde. Wir sehnen uns alle nach den gleichen Dingen, nach Frieden und nach Glück. Und jeder versucht nach seinen Möglichkeiten, das beste zu machen.

Ich will versuchen, meinen Kindheitsschmerz zu heilen, damit er nicht zum Auslöser für weiteren Schmerz wird – bei mir oder bei Menschen, mit denen ich Kontakt habe.

Diese Maske hat mich so unglaublich behindert, mein ganzes Leben lang. Immer habe ich meinen Schmerz und die Verlassenheit hinter einem aufgesetzten „ich bin was besseres“ versteckt. Ich habe mich insbesondere in Gruppen (Schule, Beruf) immer abgesetzt und abgegrenzt. Das war so furchtbar unnötig. D.h. es war nötig, weil ich anders nicht überleben konnte. Aber jetzt ist es unnötig. Ich brauche diese Maske nicht mehr. Ich will sie ablegen.

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Den Tag über hatte ich dann viel kreative Energie und habe mich mit verschiedenen Dingen beschäftigt, die mich teilweise aber auch ein wenig von mir abgelenkt haben. Wenn ich nicht aufpasse, wird es zu einer mehr außengesteuerten Kopf-Energie, die mein eigentliches Sein zudeckt.

Nachdem ich heute abend wieder zur Ruhe gekommen bin, ist der Schmerz prompt zurückgekehrt. Ich habe eben wieder die Lichtmeditation von gestern wiederholt. Diesmal war sie nicht so kraftvoll. Das erlebe ich oft: wenn ich etwas neues ausprobiere, habe ich dafür ganz viel Energie und Aufmerksamkeit und erfahre sehr viel Gutes. Bei einer Wiederholung ist vermutlich meine Aufmerksamkeit schwächer (oder eine falsche Erwartungshaltung zu groß oder die offene hingebungsvolle Neugier schwächer), und so wirkt es weniger.

Wie gut, daß ich unterdessen weiß, daß ich spätestens im Tiefschlaf wieder ganz bei mir selbst bin und mich erholen kann vom Kopf-Streß.

Montag, 26. April 2010

Heilung

Worte sind eigentlich untauglich, um Erfahrungen auszudrücken, ich mache jetzt dennoch einen Versuch. Ich habe jetzt eine ganze Zeitlang auf dem Sofa gelegen, Zimt-Tee getrunken, stille Mantren-Musik gehört und meinen blauen Schutzkreis visualisiert.

Ich beneide immer die Menschen, die sehr konkrete Bilder sehen oder Stimmen hören. Bei mir sind es eher Empfindungen, ein Gefühl von „ich weiß es jetzt“. Also, ich weiß jetzt, daß mich ein Schutz-Engel begleitet, den ich viele Jahre lang völlig ignoriert habe. Ich bereue es so, ich weine heute Tränen der Reue und der Dankbarkeit. Ich habe so lange einfach nicht hingespürt, war zu blockiert, dabei war er (oder sie) die ganze Zeit da und hat über mich gewacht.

Ich weiß jetzt auch wieder, daß ich immer von göttlicher Liebe eingehüllt bin. Es liegt nur an mir, wenn ich sie nicht wahrnehme. Liebe ist immer da. Nur meine Ego-Blockaden hindern mich an der Wahrnehmung. Und meine mangelnde Offenheit und Aufnahmebereitschaft.

Auch in dem Kindheitserlebnis, das ich als traumatisch erinnere, war ich behütet. Es ist nichts wirklich schlimmes passiert, es war nur eine notwendige Operation, die ich als Kind nicht verstehen konnte. Ich habe mich nochmal in die Situation zurückversetzt und versucht, sie anzunehmen in dem Bewußtsein, daß ich sicher und geborgen bin – und geliebt. Das gelang mir gut.

Dann fühlte ich das Bedürfnis, den Schmerz in meinem Bauch zu heilen, der von dem Operationserlebnis zurückgeblieben ist. Ich spürte, daß blaues Licht hier nicht das richtige ist. Weißes Licht war richtig. Vor einigen Monaten habe ich den Schmerz einmal als schwarzen Knoten wahrgenommen, und heute durchströmte weißes Licht und viel Liebe meinen Bauch, den ich dabei mit der Hand hielt. Weißes heilendes Licht in meinem Bauch und blaues schützendes Licht um mich herum.

Das hat sehr gutgetan. Es wirkte heilend. Ich fühle mich jetzt wieder gut bei mir und im Frieden, noch etwas zittrig, aber er ist wieder da. Weil es so schön war, blieb ich noch lange liegen. Bei Bedarf werde ich diese Meditation wiederholen.

Wut als Geschenk

Ich bin frei. Keine Erfahrung kann mich wirklich beeinträchtigen, auch eine schmerzhafte nicht. Gerade jetzt fühle ich mich nicht sehr frei, aber ich weiß, ich bin es.

Heute hatte ich wieder viel mit meiner unterdrückten Wut-Energie zu tun, die ich gestern auch im schreibenden Ausdruck (nach dem Blog-Beitrag) nur teilweise lösen konnte. Ich schleppte die Wut auch mit zum Meditationskurs und verlor mich immer wieder in den Gedanken. Parallel konnte ich mich dennoch auch auf die Lichtmeditation einlassen: blaues Licht aus dem Universum, das wir mit einer mondsichelförmigen silbernen Schale auffangen und in uns aufnehmen. Ich ließ mich von diesem blauen Licht ganz umhüllen.

Erst danach erfuhr ich, daß blaues Licht für Klärung steht. Das paßt ja prima, Klärung kann ich gerade gut gebrauchen. Ich bekam dann noch eine spezielle Hilfestellung: ein Ring aus blauem Licht, der mich umkreist, mich schützt und mir hilft, meine Energie bei mir zu behalten. Das wirkte sofort: Schutz, Trost, Halt, Geborgenheit, „ich bin ich“, „ich brauche niemanden“, „ich bin rund und ganz, vollständig, mir fehlt nichts“. Bei mir wurde der Ring gleich zu einer ganzen Kugel, damit ich auch rundum geschützt bin.

Ich werde diese Meditation jetzt so oft wiederholen, bis ich meine Wut-Energie befriedet habe oder sie anderswie transformieren kann. Auf der Rückfahrt hatte ich noch die Idee: ich muß die hilflose Wut annehmen, statt sie loswerden zu wollen. Auch bei diesem Impuls spürte ich sofort, daß er heilend wirken wird, wenn ich mich ganz darauf einlasse. Dafür will ich mir noch heute abend Zeit nehmen.

Da ich gerade den passenden Anlaß habe, diese Wut ganz zu spüren, will ich die Chance nutzen. Es ist ein Geschenk.

hilflose Wut

Heute bin ich nochmal so richtig tief in ein Loch gefallen. Es ging mir eh schon nicht so gut, und dann gab es ein Ereignis von außen, was mich völlig ausknockte. Es dauerte ein paar Stunden mit quälenden Gedanken-/Gefühlskreisen von Enttäuschung, Ohnmacht und hilfloser Wut, bis mir wieder einfiel, daß ich diesem Gefühl mal über die Körperempfindung auf den Grund gehen wollte.

Diese Gedankenschleifen verhindern das normalerweise. Sie verhindern, daß das Gefühl vollständig gefühlt wird, das habe ich heute sehr deutlich wahrgenommen. Ich konzentrierte mich also auf das Gefühl hinter dem Gefühl. Es fühlte sich an wie eine komplett zugeschnürte Kehle, kein freies Atmen möglich und kein freier Ausdruck.

Es fiel mir sehr schwer, mit der Konzentration dabeizubleiben, immer wieder setzten sich die negativen Gedankenschleifen durch. Es gelang mir auch nicht so richtig, dieses Gefühl aufzulösen. Jedenfalls stellte ich fest, daß dieses Gefühl für mich wohl das allerschlimmste ist.

Es ist ein völliges Ausgeliefertsein, völlige Hilflosigkeit. Und dabei die Unmöglichkeit, über Wut / Aggression etwas auszuagieren. Die Kehle ist wie zugeschnürt, d.h. ich ersticke an meiner Wut, die ich nicht ausdrücken kann/darf.

Ah, da habe ich gerade eine Eingebung. Ich muß der Wut Ausdruck verleihen, das werde ich gleich noch schriftlich tun. Aber besser nicht-öffentlich. Vielleicht löst das die Erstickung.

Sonntag, 25. April 2010

Stimmungstief

Nach einem sonnigen Tag mit einem Ausflug in einen Pflanzenpark habe ich heute morgen einige Kräuter im Garten ausgepflanzt. Das Selberziehen klappt meistens nicht, und auch die gestern gekauften Pflanzen sahen heute schon schlapp aus. Sie mögen anscheinend nicht, wenn die Sonne die Erde in den schwarzen Töpfen stark erwärmt.

Den Löwenzahn, der das Beet zuvor bewuchs, habe ich anschließend zum Frühstück gegessen: in der Pfanne angebraten mit Tomate und Schafskäse schmeckt das erstaunlich gut. Einige Handvoll Löwenzahnblätter habe ich auch zum Trocknen in die Sonne gelegt – für Kräutertee.

Das sind alles sehr schöne meditative Arbeiten. Zudem bin ich heute frei von Terminen, kann tun, worauf ich Lust habe. Und trotzdem bekam ich eine depressive Stimmung.

Als ich mir des Unsinns der schlechten Laune bewußt wurde, schaute ich nach, woher sie kommt: negative Gedanken, natürlich. Diese Gedanken laufen teilweise unbewußt ab, vergiften aber trotzdem die Stimmung. Sie kreisten heute vorwiegend um das Übermaß an Arbeit, das im Garten noch auf mich wartet, sie erzeugten einen Leistungsdruck, dem ich niemals nachkommen könnte. So viel Zeit, wie ich bräuchte, um den Garten nach Maßstab meines Gehirns perfekt zu machen, habe ich einfach nicht.

Vor allem ist dieser Druck so überflüssig. Der Garten ist schon perfekt, so chaotisch er auch ist. Die Natur regelt sich ganz von selbst, da bin ich gar nicht notwendig. Nur, wenn ich die Natur nach meinen Maßstäben umgestalten will, macht es mir Arbeit. Einige Arbeiten sind notwendig, damit die Natur auf begrenztem Raum nicht zu stark wächst und alles zuwuchert, alles andere mache ich freiwillig. Es sollte nur Freude machen, und es macht auch Freude, wenn ich einfach konsequent nicht auf die Gedanken achte.

Dieser Druck, ein bestimmtes Ziel erreichen zu müssen, ist einfach furchtbar. Und so unnötig.

Ich fühle mich schon etwas besser, nachdem ich dies aufgeschrieben habe. Dieses Tagebuch ist ein gutes Hilfsmittel.

Vielleicht ist dieses Stimmungstief nach einigen sehr guten Tagen aber auch notwendig, um irgendeine Balance herzustellen. Nichts bleibt, wie es ist, auch wenn ich noch so gerne klammern möchte, alles ist in ständigem Fluß.

Freitag, 23. April 2010

Licht

Glück, strahlendes Glück durfte ich heute beim Tanzen erleben. War das wundervoll. Ich bin so dankbar. Gleich bei einer der ersten Tanzübungen schaffte ich es, mich im Körperkontakt zum Partner zu entspannen (das fällt mir meist noch schwer) und loszulassen. Ich war raus aus dem Kopf und ganz bei mir selbst. Und sofort war da ein tiefer Frieden und ein starkes Glücksgefühl, das mich durch den ganzen Abend getragen hat. Dazu kamen die wunderbaren sehr spirituellen Übungen.

Ich habe ja wenig Erfahrung mit Energie-Arbeit. Deshalb fällt es mir meist schwer, starke Bilder zu visualisieren. Aber heute ging es. In einer Übung ging es um Licht, das aus mir heraus in meinen Körper und dann weiter in den Raum strahlt. Dieses Licht ging von meinem Herzen aus. Zum Ende empfand ich mich als Teil einer lichtvoll leuchtenden Erdkugel im Weltraum. Danach ging es um Licht, das ich von außen empfange. Ich empfand mich in einem breiten Lichtstrahl stehend, der senkrecht von oben mich durchströmte und einhüllte. Es war sehr kraftvoll und so schön.

Dann bekam ich noch das Feedback, das meine Augen heute "hell und licht" wirkten. Ich habe heute Licht ausgestrahlt. Ich konnte diese Rückmeldung gut annehmen.

Es ist kein Zufall, daß das Thema Licht heute so stark zu mir kam. Ich habe in den letzten Tagen etwas über Lichtarbeit gelesen, ein mir bisher völlig fremder Begriff.

Das rührt irgendwas in mir an. Ich habe ja viele Jahre lang mein Licht unter den Scheffel gestellt und mich versteckt. Es ist Zeit, damit Schluß zu machen. Ich will mich nicht mehr verstecken. Ich will mich zeigen, will mein Licht der Welt zeigen. Dieser Blog ist so ein Schritt nach außen.

In der Schule habe ich einmal im Kunstunterricht als Symbol für einen Sticker, der mich repräsentieren sollte, eine Sonne gewählt. Ich bekam dafür eine sehr schlechte Note, was mich sehr verletzte, denn das war vielleicht nicht künstlerisch ausdrucksstark, aber es war authentisch. Ich sehe mich im Kern als eine Sonne, die Licht ausstrahlt. Unter all den Schichten des Egos, die sich seitdem darüber breitgemacht haben.

Ich habe etwas zu geben, und das möchte ich tun. Was ich zu geben habe, bin ich selbst. So, wie ich eben bin. Manche finde das egozentrisch. Aber das ist es nicht. Es ist selbst-zentrisch.

Dienstag, 20. April 2010

Wut

Gestern war wirklich ein extremer Tag: morgens starke Glücksgefühle und spätabends starke Wut, in die ich auch heute noch verstrickt war – ausgelöst durch eine etwas unsensible Email, die ich erhielt. Mit Wut kann ich noch nicht so gut umgehen. Zunächst versuche ich unbewußt immer, die Wut zu verdrängen. Wenn ich das dann merke, fällt es mir immer noch schwer, in die Wut richtig reinzugehen, sie richtig zu fühlen.

Das extrem unangenehme daran ist, daß es bei mir immer eine Art hilfloser Wut ist. Eine sinnlose Anspannung, die sich gegen mich selbst richtet, mir selbst schadet und Energie abzieht, mich völlig fertigmacht. Ich erlaube mir so gut wie nie, Wut auszuagieren. Gleichzeitig rationalisiere ich immer und stelle meist fest, daß Wut unangemessen ist – nach Beurteilung des Verstands, aber das hilft ja auch nichts. Wut muß gefühlt werden wie alle Gefühle, sonst frißt es sich fest und führt später zu irgendwelchen Störungen.

Ich habe eine Theorie, wo die hilflose Wut herkommt. Als ich als Kleinkind in einer absolut verzweifelten hilflosen Situation war, hatte ich keine Chance, meine Wut zu zeigen. Ich war in mehrfacher Hinsicht abhängig. Einen Menschen, von dem ich als Kleinkind abhängig bin, „darf“ ich meine Wut nicht zeigen, denn ich könnte dann im Stich gelassen werden und daran sterben.

Ich habe die Situation hier schon mehrfach beschrieben, anscheinend ist sie immer noch nicht verarbeitet. Ich wachte im Alter von knapp 4 Jahren nach einer Nabelbruch-OP auf, war ans Krankenhaus-Bett gefesselt und völlig alleingelassen. Ich kann mich an diese unglaubliche Panik erinnern, die Todesangst. Und in der Erinnerung sehe ich mich immer von oben, und ich sehe mich, wie ich mir selber gut zurede. Lange Jahre habe ich dies für einen bösen Traum gehalten, bis ich irgendwann rekonstruieren konnte, daß es dieses Erlebnis tatsächlich gegeben hat.

Auf mich muß es wohl eine vergleichbare Wirkung gehabt haben wie eine Geiselnahme, Freiheitsberaubung, Körperverletzung und weitere Gewaltanwendung.

Wenn ich die damit verbundenen Gefühle einmal ganz bis zum Ende bewußt durchlebt habe, sollte sich der Knoten doch wohl mal lösen. Anscheinend ist mir das bisher nicht gelungen, weil ich zuviel Angst vor meiner Wut habe. Ich habe Angst, die Kontrolle zu verlieren. Und ich habe Angst zu „sterben“, weil diese ohnmächtige Wut nicht auszuhalten ist. Ich möchte dann schreien und/oder fluchen und/oder wild um mich schlagen, denke aber gleichzeitig, daß das ja überhaupt nicht hilft. Und genau das scheine ich sogar im Alter von 4 Jahren schon gedacht zu haben, ich bin nicht ausgerastet, ich war „brav“. Eine Vernunftreaktion wie ein Erwachsener. Und so fresse ich die Wutenergie in mich hinein, das habe ich mein Leben lang so gemacht.

Ich kann mich leider nicht an die Zeit vor dieser OP erinnern, soweit ich weiß, ist das meine früheste Erinnerung. Gestern habe ich bei Hermann R. Lehner („Was suchst Du?“) nochmal über das „Master-Konzept“ nachgelesen, das sich nach seiner Erfahrung meist um das 6. – 7. Lebensjahr bildet. Ich glaube, bei mir war es diese traumatische OP-Erfahrung, und sie war so früh, daß ich mich nicht an die Zeit der Freiheit davor erinnern kann. Die Folge war eine extreme Störung meiner emotionalen Ausdrucksformen. Unterdrückte Wut und starke Schamgefühle („ich bin minderwertig, mit mir stimmt was nicht“) waren bestimmend für die Grundlage meiner Persönlichkeit.

Und auf so einem Konzept baut sich dann das ganze Leben auf, die ganze Persönlichkeit. Was ein Irrsinn!

Gut, daß ich unterdessen weiß, daß ich das alles NICHT BIN. Der Wutknoten wird sich aber erst lösen, wenn er einmal bis zum Ende durchgestanden wurde. Wenn ich das nächste Mal in diese hilflose Wut gerate, will ich versuchen, den Ansatz von Samarpan anzuwenden: demnach ist jede Emotion mit einer Körperempfindung verbunden. Und wenn man intensiv in diese Körperempfindung hineinspürt, soll dies eine Brücke nach „hier“ sein.

Emotionen mit Körperempfindungen zu verknüpfen, ist mir fremd. Ich fühle nichts auf körperlicher Ebene in so einem Fall, die ganze Energie ist nur im Kopf. „Du sollst nicht fühlen“ war anscheinend auch ein für mich bestimmendes Konzept. In der traumatischen Situation habe ich ja anscheinend meinen Körper verlassen, vielleicht gab es deshalb keine Wahrnehmung von Körperempfindungen mehr. Ich werde es mal ausprobieren, ob ich das jetzt ändern kann.

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Nur eine Stunde, nachdem ich obigen Text schrieb, kann ich feststellen, daß sich die Wut gelöst hat, auch ohne weitere Anstrengungen von mir. Ich habe jetzt wieder ein lebendiges Körpergefühl. Und Frieden. :-)

Montag, 19. April 2010

Glücksgefühl ohne eigenen Einfluß

Heute morgen war ich sehr glücklich. Einfach so. Ohne besonderen Grund. Ich war glücklich und habe das Leben genossen. Das Leben ist wunderbar! :-)

In der Mittagspause fing der Verstand dann an, nach dem Grund für dieses Glück zu suchen, um es festzunageln – einerseits. Andererseits nörgelte er herum und suchte nach einem Haken, irgendeinem Problem, das er wälzen kann, denn es kann ja gar nicht sein, daß ich einfach so glücklich bin, wo die Welt doch so voller Probleme ist.

Ich habe diesen Gedanken nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Dennoch sank im Verlaufe des Nachmittags das Glücksniveau. Auch einfach so. Ohne besonderen Grund. Vielleicht lag es daran, daß die Verstandesaktivität wieder zugenommen hatte, aber das ist Spekulation. Mein Eindruck war eher, daß die Lehre heute ist: auch Gefühle kommen und gehen einfach so, ohne daß ich groß darauf Einfluß nehmen kann. Ich kann sie einfach so nehmen, wie sie kommen, und genießen. Es sind einfach Erfahrungen.

Bei diesem Glücksgefühl steckt aber noch mehr drin, davon bin ich überzeugt. Ich hatte wenig Gedanken und war stark auf meine Wahrnehmungen konzentriert. Die Dinge, die ich ansah, schienen mehr Glanz als sonst zu haben. Und ich nahm mehr Tiefe wahr, mehr Dichte, es war irgendwie intensiver. Läßt sich wahnsinnig schwer mit Worten beschreiben.

Ich glaube, das ist erst der Anfang einer anderen Wahrnehmung.

Auf der Heimfahrt hatte ich noch eine Körperempfindung, die ich im Winter wiederholt auf meinen nächtlichen Spaziergängen hatte. Einige Minuten lang spürte ich ganz intensiv eine starke Wärme in den Fingerkuppen. Es war so, als hätte ich die Finger bisher nur zweidimensional wahrgenommen, nur die Oberfläche, und auf einmal ist es ein dreidimensionales Energiefeld – ich nenne es mal so.

Ich bin bei solchen Empfindungen immer skeptisch und frage mich, ob es vielleicht nur daran liegt, daß die Finger kalt geworden waren und sich nun wieder aufwärmen. Aber da ich das nun wiederholt erlebt habe und es unterdessen auch nicht mehr so eisig kalt draußen ist, schien es mir doch eine ungewöhnliche Wahrnehmung zu sein. Die Finger haben sich einfach sehr lebendig angefühlt und ich hatte dabei nicht den Gedanken, daß das „meine“ Finger sind. Auch dieses Gefühl verschwand genauso plötzlich wie es gekommen war – auch hierauf hatte ich keinerlei Einfluß.

Freitag, 16. April 2010

belastendes Muster

Ich habe ein Muster: ich versuche immer, es anderen Menschen recht zu machen. Das ist mir heute sehr stark am Arbeitsplatz aufgefallen. Wenn eine Aufgabe knifflig ist, dann übernehme ich (unterdessen wieder) den komplizierten Teil, weil ich glaube, anderen dies nicht zumuten zu können.

Ich versuche immer, es anderen zu erleichtern, leichter zu machen als mir selber. Ich glaube, selber klüger zu sein oder mehr Last tragen zu können als andere, deshalb mache ich das so. Außerdem kann ich den Schmerz, die Ungeduld oder auch die Abwehr von anderen schlecht ertragen. Ich leide lieber selber, als andere leiden zu sehen. Es hört sich sehr edelmütig an, ist es aber vermutlich nicht. Es ist eher eine Art von Selbst-Verleugnung und nicht für mich Einstehen.

Das Muster stammt aus meiner Kindheit, vermute ich. Ich habe sehr früh Verantwortung für die Gefühle anderer Menschen übernommen – mehr als für meine eigenen Gefühle.

Will ich das ändern? Ich weiß es nicht. Erstmal finde ich es gut, daß ich dies beobachte, es war ein bisher eher unbewußtes Muster.

Ich konfrontiere andere Menschen nicht offen mit meiner vollen Wahrheit, weil ich sie „schonen“ will. Dabei ist ja gar nicht gesagt, daß andere geschont werden wollen. Oder selbst wenn, dann ist nicht gesagt, daß es für sie gut ist, von mir geschont zu werden. Oder daß es für mich gut ist.

Ich verstecke mich damit. Ich verleugne meine Kraft. Das ist das Gegenteil von dem, als was es vordergründig erscheint: vordergründig zeige ich Kraft dadurch, daß ich die Last von anderen schultere. In Wahrheit verleugne ich damit meine Kraft. Etwas anderes wäre es, wenn ich erst offen aussprechen würde, was ist, wenn ich die Last offen auf den Tisch legen würde. Dann könnte jeder der Beteiligten entscheiden, wieviel davon er tragen kann und will. Möglicherweise würde ich dann dennoch den größeren Teil nehmen, aber es wäre dann nicht mehr versteckt, heimlich.

Ich würde den anderen nicht mehr heimlich manipulieren, mich heimlich erhöhen und als was besseres fühlen können. Und gleichzeitig könnte ich mich nicht mehr ungerecht überlastet und übervorteilt fühlen. „Ich Arme, immer muß ich die Last der anderen tragen“. Wenn es alles ausgesprochen wäre, hätte ich keinen Anlaß für Selbstmitleid mehr.

Vermutlich wäre ich dann nicht mehr immer so lieb und nett und hilfsbereit, wie ich es derzeit bin. Vermutlich würde ich öfter mal anecken.

Ich finde es total interessant, daß mir heute dieses Muster auffällt. Das muß eine Nachwirkung von gestern sein. Ich habe erstmals an einem Satsang teilgenommen, die Gelegenheit dazu ergab sich kurzfristig. Als ich davon erfuhr, wußte ich sofort, daß ich die Chance nutzen muß, diese neue Erfahrung zu machen.

Ich war trotz der ungewohnten Situation recht gut bei mir, habe intensiv die Atmosphäre aufgenommen und mich wohlgefühlt. Entgegen meiner ursprünglichen Absicht bin ich nicht nach vorne gegangen, um selber mit dem Lehrer zu sprechen – mir fehlte dann doch der Mut dazu, und es schien mir auch nicht notwendig zu sein (meine brennende Frage schien sich von alleine zu klären, auch ohne direkte Begegnung).

Aber am Ende der Veranstaltung hatte ich sehr intensiv die Empfindung, daß ich mich wieder einmal nur in der Menge versteckt habe, mich nicht gezeigt habe, und ich hatte sehr stark das Bedürfnis, mit dem Versteckspiel endlich aufzuhören. Ich habe etwas zu sagen, und ich will mich damit nicht länger verstecken. Es geht nicht um Selbstdarstellung, ich kann anderen Menschen etwas geben, indem ich mich authentisch zeige. Das ist die eine Seite: ich möchte von mir etwas geben. Die andere Seite ist: ich kann auch etwas lernen, etwas bekommen, wenn ich mich einem Austausch stelle, insbesondere einem Austausch mit einem spirituellen Lehrer.

Dienstag, 13. April 2010

negative Gedankenschleifen

Ein schrecklicher Tag. Es hat heute absolut nichts so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Entweder das Leben will mir wieder Lektionen erteilen, daß ich keine Kontrolle habe. Aber ich glaube eher, daß ich mir heute selber ein Bein gestellt habe.

Ich habe mich vom Verstand überlisten lassen, der mich aus dem gestrigen Hoch gerne wieder herunterziehen wollte, was ihm auch (temporär) gelungen ist. Stundenlang habe ich mich in negativen Gedankenschleifen über die bevorstehende große Krise verloren. Dabei bringt das überhaupt nichts. Ich bin genug informiert und mehr als bisher werde ich mich vermutlich auch nicht vorbereiten. Also bringen weitere Informationen nichts ein außer schlechter Laune und schlechter Lebensqualität.

Es gab noch ein paar andere Punkte, die mich heute an eine Grenze brachten, Dinge, die ich nur schwer ertragen kann. Es war Wut dabei, und Haß und Ohnmacht. Also denn, ihr lieben "bösen" Gefühle, wenn Ihr Euch mir unbedingt zeigen wollt, dann macht das halt. DAS IST OK!

Ich möchte auch mit Euch im Frieden sein. Es ist alles gut so, wie es ist! Und morgen ist ein neuer Tag.

Erneut hat mir heute abend ein Satsang-Auschnitt geholfen, wieder besser zu mir zurückzufinden. Ich liebe das Leben. Wenn alles immer so funktionieren würde, wie ich mir das vorstelle, wäre es doch total langweilig. ;-)

Montag, 12. April 2010

glückliche Stille

Heute hatte ich im Meditationskurs Gefühle von Freude, durchmischt mit dem gewohnten Schmerz. Es war so, als wolle sich die gestaute und lange unterdrückte Lebensfreude endlich einen Weg an die Oberfläche bahnen, und der Schmerz war auch eher die Erleichterung, daß ich jetzt so dicht dran bin.

Die Gedanken und Gefühle drängen sich immer um die kurzen Momente der Stille. Meine Konzentration ist noch schwach. Ich spüre die innere Leere und Weite, aber ein Teil meiner Aufmerksamkeit ist meist auch bei dem Geschwätz im Kopf, auch wenn es langsam weniger wird, vor allem weniger aufdringlich wird.

"Je leerer es wird, desto schöner wird es", durchschoß es mich heute. Worte sind leider viel zu flach, um das auszudrücken, was ich wahrnehme, wenn ich zur Ruhe komme. Die Wahrheit kann allenfalls darin mitschwingen - wenn die Worte von Herzen kommen.

Das innere Lächeln, der innere Frieden war sehr stark und ist heute abend anhaltend bei mir.

Zu Hause habe ich einen Satsang-Mitschnitt gesehen und mich ein wenig über die kopfigen Fragen gewundert. In meiner heutigen Stimmung würde ich bei einem solchen Anlaß nur die Stille und das Zusammensein genießen wollen, für Alltagsprobleme wäre da kein Platz. Aber andere Menschen, andere Lebenssituationen, andere Bedürfnisse, das ist ok.

Ich habe mein ganzes Leben lang diese kostbaren Momente der Stille gesucht, ohne zu wissen, WAS genau ich suche. Leider hat mir bis vor wenigen Monaten niemand erklärt, wie die Zusammenhänge sind, sonst hätte ich schon viel früher zu mir selbst zurückgefunden.

Wenn früher in dem Chor, in dem ich einige Jahre lang mitsang, Taizé—Lieder gesungen wurden, habe ich die meditative Melodieführung und Ruhe genossen – dem Chorleiter war das dagegen zu langweilig, und so wurde zu hastig gesungen, zu wenige Wiederholungen, oder andere Formen von Abwechslung hineingebracht, um die es doch gerade NICHT geht! Selbst auf offiziellen Taizé-CDs, die ich neulich bestellte, haben Solisten die stimmliche Oberhand und zerstören meines Erachtens gerade das Meditative, das Stille, das Heilige.

Ich war auch einmal in Taizé selbst, vor vielen Jahren. Ich habe das gemeinsame meditative Singen in der Kirche genossen, aber auch da störten dann zu viele Unterbrechungen den Frieden. Ich verstand damals nicht, warum viele Besucher die Stille nicht genießen konnten und sich auf dem Gelände über so belangloses Zeug unterhielten. Später suchte ich nach Taizé-Gruppen in Deutschland, aber hier war die meditative Stille erst recht nicht wiederzufinden, es wurde zu viel „geschwätzt“ (d.h. wohlmeinend gebetet, aber eben mit Worten, die doch nur störten). Ich habe damals leider nicht gewußt, was genau dieses intensive Glücksgefühl auslöst.

Dabei ist es so „einfach“. Man muß „nur“ aus dem Verstand rausgehen und schon wächst dieses Gefühl von innerem Frieden, manchmal gesteigert bis zur Ekstase. Ich war auch mal vor sehr langer Zeit bei einem Taizé-Jugendtreffen in einer Großstadt. Zwischen etwa 100.000 Teilnehmern gab es nach meiner Erinnerung vielleicht 50 junge Menschen, die eine Woche lang geschwiegen haben, ich war dabei. Das war eine unglaublich irre Erfahrung: ich war mittendrin in Menschenmassen in verstopfen U-Bahnen, auf dem Messegelände, wo in großen Hallen die Gebete stattfanden, auf Parkdecks und in Parks, wo die einfachen Essenrationen bei –18°C unter freiem Himmel ausgegeben wurden. Ich war dabei in meinem eigenen Mikrokosmos, weil ich eisern geschwiegen habe. Ich war so unglaublich glücklich, es war Ekstase pur. Das war vermutlich die beste Woche meines Lebens, sogar noch ein wenig besser als Verliebtsein (weil völlig frei von quälender Sehnsucht).

Aus heutiger Sicht würde ich sagen: das war meine erste Erleuchtungserfahrung, ich hatte nur leider überhaupt keine Ahnung, daß es so etwas gibt und erst recht nicht, was das sein könnte.

Die Kirche enttäuschte mich nachfolgend immer mehr, zu selten fand ich dort, was ich suchte. Zudem schaltete der Verstand sich ein und kritisierte berechtigterweise diverse Mißstände im Kirchenapparat. Ich trat aus der Kirche aus (mit Überzeugung) und verlor leider mit der Zeit auch den inneren Frieden.

Von meinem Weltbild und Menschenbild bin ich tatsächlich bis zur äußersten Gottferne gegangen, bevor der Punkt der Umkehr kam: ich glaubte, ich müsse mich im Interesse der Freiheit mit dem materialistischen Gedanken anfreunden, daß unsere Erde nur eine massive Kugel abbaubarer Rohstoffe ist, an deren Oberfläche wir gerade mal gekratzt haben und die einfach weiter zerstört und kaputtgenutzt werden kann.

Das tat mir selber sehr weh, aber ich glaubte damals (vor etwa zwei Jahren), zur Freiheit des Individuums gehöre der Abschied von jeder Naturträumerei dazu. Gott sei Dank habe ich dann wohl gespürt, daß das NICHT die Wahrheit sein kann.

Heute weiß ich wieder: Mutter Erde ist lebendig, so wie alles in diesem wunderschönen Universum. Gott sei Dank habe ich auch die Phase hinter mir, in der mir alles nur noch wie ein leerer hohler Traum erschien, bar jeder Substanz. Wir dürfen unser materielles Leben genießen, und wir dürfen auch die Schätze der Welt nutzen, aber ohne sie dabei nachhaltig zu zerstören.

Viele Menschen suchen unberührte Natur. Vermutlich geht es den meisten dabei so, wie es mir jahrelang ging: sie wissen nicht, was sie suchen. Heute weiß ich: sie suchen diese Augenblicke der tiefen inneren Verbindung, wenn das, was wir vermeintlich außen wahrnehmen, uns sanft zu uns selbst zurückführt, so daß wir zumindest ahnend diese innere Tiefe spüren, aus der alles kommt, auch wir selbst.

Ich lese bei verschiedenen spirituellen Autoren, daß nach einer ersten Erleuchtungserfahrung eine fortwährende Vertiefung der Erfahrung möglich ist, die niemals ein Ende erreicht, weil es immer noch weitergeht. Ich bin unglaublich dankbar, daß ich vermutlich erst in der Mitte meines Lebens bin und noch so viele weitere Lebensjahre vor mir habe, in denen ich diese Stille vertiefen kann. Ich erfreue mich an meinem Leben. Ich freue mich JETZT! Ich bin sehr glücklich!

Sonntag, 11. April 2010

Gartenarbeit

Heute habe ich einige Zeit im Garten gearbeitet, vor allem vertrocknetes Laub, kleine Äste und Zapfen unter meinen Büschen herausgerecht. Es wird Zeit, denn das sprießende frische Grün kann beim Rechen leicht verletzt werden.

Ich habe gemerkt, wie gut es mir tut, auch im Garten mal ein wenig zu „entrümpeln“. Ich habe auch einige Plastik-Anzuchtschalen, die völlig von Efeu überwuchert waren, herausgezogen und zum Entsorgen bereitgelegt. Auch im Garten habe ich einen Sammeltick. Alles, was nochmal gebraucht werden könnte, hebe ich auf. Das ist ressourcenschonend, aber ich übertreibe es damit.

Die Natur ist natürlich nie „aufgeräumt“ nach menschlichem Maßstab, sondern im Gegenteil gehören Totes und Lebendiges dicht zusammen, und die Natur schafft eher eine kreative Unordnung, die wahrhaft schön ist. In meinem Garten würde ich am liebsten auch alles wild wachsen lassen, das geht aber leider nicht auf kleiner Fläche. Schon die notwendige Rücksichtnahme auf die Nachbarn verhindert das.

Äußerst ungern schneide ich an lebenden Pflanzen herum, was häufig notwendig ist. Und noch schwerer fällt es mir, eine Pflanze regelrecht zu töten, indem ich sie herausreiße, was insbesondere bei Baumschößlingen notwendig ist. Oft lasse ich die Zufallssämlinge einige Jahre lang stehen und erfreue mich beispielsweise an Eichenlaub, unter dem kritischen Blick der Nachbarn. Bevor der Baum richtig tief wurzelt, muß er dann leider doch entfernt werden.

In meinen ersten Gartenjahren habe ich sehr viele Gartenbücher gelesen, viele Pflanzpläne gezeichnet und mir vorgestellt, wie alles werden soll. Ich mußte lernen, daß die Natur nicht so will, wie ich will. Manches wächst, was ich lieber nicht so üppig hätte (z.B. Giersch), anderes, was ich gerne hätte, wächst gar nicht. Ich habe auch gelernt, daß Natur sich ständig wandelt – nicht nur jahreszeitenbezogen, auch durch Wachstum und Sterben. Wenn eine Buschreihe endlich einen guten Sichtschutz in Augenhöhe gab, hätte ich sie am liebsten für immer so konserviert. Aber das ist unmöglich, und einige Jahre später sehe ich auf nackte Stämme, während das Laub weiter oben zu finden ist.

Die Natur ist eine gute Lehrmeisterin für die Selbsterkenntnis. Um eine harmonische Einheit in meinem Garten herzustellen, ist es hilfreich, wenn ich mein Ego zurücknehme und stattdessen versuche, mich in Pflanzen und Tiere und deren Bedürfnisse einzufühlen. Die „unaufgeräumten“ Ecken sind hervorragende Winterquartiere für Igel, die mich Jahr für Jahr beglücken, das bodendichte Gestrüpp bietet Amseln Schutz, manche Beeren, die für Menschen giftig sind, werden von Vögeln gerne angenommen.

Was ich mit Liebe pflanze und umsorge, wächst manchmal ganz hervorragend, manchmal aber auch nicht. Und Töpfe, die lieblos jahrelang unbeachtet herumstehen und deren Tonschale schon völlig zerfallen ist, beherbergen immer noch tapfer lebende Pflanzen, die mich ständig mahnen, mich doch um sie zu kümmern.

Ich möchte gerne in diesem Gartenjahr die angesammelten „Altlasten“ an verschimmeltem Rindenmulch, zerbrochenen Töpfen etc. entsorgen und bei den Pflanzen entscheiden, was bleiben darf und auch umsorgt wird, und was leider sterben muß, weil es bei mir keinen Platz findet. Etwas mehr Klarheit in meinem Garten würde mir guttun.

Daß nichts bleibt, wie es ist, wird mir der Garten dabei immer wieder zeigen. Im Garten (wie im Leben) ist man nie „fertig“.

Mittwoch, 7. April 2010

Müdigkeit

Heute habe ich lange und stark konzentriert gearbeitet und bin furchtbar müde. Immerhin habe ich Zeit gefunden, mich nochmal zum Thema Ernährung zu informieren. Ich werde wohl erst eine Entgiftung machen, bevor ich vielleicht eine größere Ernährungsumstellung vornehme (die ich mit geschwächtem Immunsystem vielleicht gar nicht vertragen würde).

Ich hatte es vergessen, daß Allergien aller Art auch durch multiple Umweltbelastungen, denen wir heutzutage alle ausgesetzt sind, entstehen können. Einige meiner Krankheitssymptome, wie z.B. Müdigkeit und Konzentrationsschwäche könnten durchaus auch von außen beeinflußt sein. Nicht für alles trage ich allein die Verantwortung.

Hmhm, paßt das zu meinem neuen spirituellen Weltbild? Ich bin das Leben, genauso wie jeder andere Mensch. Alles geschieht zum Wohle des Ganzen – aber nur, wenn die Beteiligten bewußt genug sind, vermute ich. Einerseits ist alles gut so, wie es ist, aber es gibt ja auch offenkundig negative Entwicklungen wie beispielsweise die Zunahme von Allergieerkrankungen durch Umweltbelastungen. Dafür tragen wir wohl gemeinsam die Verantwortung.

Genauso wie bei meinem Arbeitsproblem werde ich auch bei der Ernährung einen eigenen Weg finden müssen, der sich stimmig anfühlt, und für den das Leben mir Energie schenkt. Am Arbeitsplatz brauchte ich bisher außer meiner Einstellung nichts zu verändern. Bei der Ernährung wird das schwieriger. Vermutlich bleibe ich bei möglichst vollwertiger Mischkost, aber mit bewußterer Nahrungsaufnahme und natürlich Kalorienreduktion.

Dienstag, 6. April 2010

Ernährung

Es gibt noch etwas, das mich aus der inneren Ruhe bringt. Informationsüberflutung zu Themen, für die ich "mal etwas tun müßte". Überhaupt das ganze "Müssen". Da schaltet sich ganz schnell der Moralapostel im Kopf ein, und vorbei ist es mit der Lebensfreude.

Ich finde, das Leben in der heutigen Zivilisationswelt ist unglaublich kompliziert geworden. Die Technik hat mindestens genauso viele Probleme geschaffen, wie sie gelöst hat. Mir scheint sogar, daß die Probleme überwiegen.

Heute bin ich – beileibe nicht zum ersten Mal – auf das Thema Ernährung gestoßen. Eine Rohkost-Seite hat mich angesprungen. Die angeblich gesündeste und am wenigsten Leid unter anderen Lebewesen verursachende Ernährung besteht aus Früchten und Nüssen, ergänzt mit Wildkräutern. Dabei werden keine Lebewesen getötet und auch kaum verletzt. Es wird auf industriell stark veränderte Produkte sowie auf künstliche Chemieprodukte wie Aromastoffe etc. verzichtet, ebenso auf ungesundes denaturierendes Kochen/Braten/Backen, es wird Energie gespart, der Flächenverbrauch der Landwirtschaft wird drastisch reduziert usw. Das sind viele gute Argumente. Aber es erscheint so extrem und nur unter sehr schwierigen Bedingungen durchführbar.

Mich deprimiert es, so etwas zu lesen. Wenn ich meine aktuelle Ernährung (normale Mischkost) mit einem solchen Ideal vergleiche, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Das ist ein schlechter Ratgeber, denn Schuldgefühle motivieren nie langfristig zu einem anderen Verhalten.

Tatsache ist: ich muß mich dringend um eine Ernährungsumstellung bemühen. Nicht zum ersten Mal. Seit ich zurückdenken kann, habe ich Gewichtsprobleme. Es ärgert mich, denn ich ernähre mich gar nicht sooo ungesund, und ich esse auch nicht übermäßig. Bei meiner Veranlagung und der berufsbedingt mangelnden Bewegung müßte ich aber ständig sehr diszipliniert essen, um mein Gewicht dauerhaft zu reduzieren und dies auch zu halten. Ich habe mich schon mit Dutzenden von Ernährungstheorien befaßt (ohne sie alle auszuprobieren) – und hatte nie das Gefühl, die für mich ultimativ richtige Ernährung gefunden zu haben.

Am besten wäre es, den eigenen Körperinstinkten zu vertrauen – aber die sind ja durch jahrzehntelange Fehlernährung korrumpiert. Der eigene Appetit ist fehlgeleitet, das natürliche Sättigungsgefühl beschädigt. Nahrung ist heutzutage sehr viel Sucht. Beispielsweise ist Weizen stark suchterzeugend, ebenso Milch (außerdem starke Allergieauslöser). Beides verschleimt außerdem den Körper und kann nur sehr schlecht verwertet werden. Ich weiß das alles, aber wer mag sich schon ohne Brot und Milchprodukte ernähren?

Das Leben zeigt mir ganz deutlich, daß meine Nahrung mich krank macht. Ich leide, teilweise seit Jahren, unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten, stark gestörter Darmflora, starkem Übergewicht und Insulinresistenz (Diabetes im Anfangsstadium).

Ich werde es sachte angehen. Fürs erste werde ich den Rohkost-Anteil meiner Nahrung erhöhen sowie Nahrung mit einfachen Kohlenhydraten reduzieren zugunsten von (noch) mehr Gemüse/Vollkornprodukten (komplexe Kohlenhydrate).

Ich kann eine gesteigerte Aufmerksamkeit nicht auf alle meine Problemthemen gleichzeitig lenken, das würde mich überfordern. Aber nachdem es am Arbeitsplatz endlich wieder läuft, steht mehr Bemühen um meine Gesundheit ganz oben auf der Prioritätenliste. Wichtig ist dabei, nicht in eine miesepetrige Verzichts-Philosophie abzugleiten (die wäre ego-gesteuert), sondern mit Lust und Genuß ans Essen zu gehen.

Heute habe ich nach Feierabend zwei Stunden im Garten gearbeitet und dabei mein (leider sehr kleines) Gemüsebeet von Löwenzahn befreit. Diesen habe ich spontan danach zu einem Gemüse verarbeitet. Zusammen mit Kartoffeln und etwas Tomate sehr lecker, auch wenn die Bitterstoffe ungewohnt sind.

Wie kann mir die Selbsterkenntnis bei der Ernährungsumstellung helfen? Mehr Bewußtheit natürlich, um Suchttendenzen sofort zu erkennen und innezuhalten. Weniger Lebensangst, und dadurch hoffentlich auch endlich weniger Notwendigkeit für einen "Schutzpanzer" in Form von Körperfett. Mehr Hinwendung zur geistigen Welt und dadurch weniger Notwendigkeit, durch einen schweren Körper der Materie stark verhaftet zu sein.

Vielleicht zeigt das Leben mir auf die eine oder andere Weise, wie ich mich ernähren soll. Die Pflanzen, die wild in meinem Garten wachsen, sind gewiß ein Zeiger. Löwenzahn soll ja entschlackend und entgiftend sein. Kein schlechter Anfang.

Mit oder ohne freien Willen: ich fühle mich seit einiger Zeit wieder handlungsfähig. "Folge dem Offensichtlichen", gibt Suzanne Segal als Rat. Für mich ist offensichtlich, daß ich mich um meinen Körper / meine Gesundheit stärker bemühen möchte.

Montag, 5. April 2010

Sinn des Lebens

Der innere Sinn eines Menschenlebens in der heutigen Zeit ist es zu erwachen – behauptet Eckhart Tolle („Eine neue Erde“). Und der äußere Sinn jedes Menschenlebens ist es, mit dem inneren Sinn im Einklang zu sein, und das bedeutet: möglichst in jedem einzelnen Moment voll bewußt und im JETZT anwesend zu sein. Das Jetzt zerstört das Ego, und durch die eigene Bewußtheit fließt Bewußtheit in die Handlung und damit in die Außenwelt. Das Jetzt ist das Tor für den eigenen Eintritt in die Ewigkeit – und umgekehrt fü den Eintritt der Ewigkeit in die Außenwelt.

Ich kann mit diesen Aussagen viel anfangen. Bei mir ist der Erwachensprozeß seit mindestens einigen Monaten im Gange. Da ich schon tiefe Erfahrungen von Präsenz machen durfte, vertieft jede weitere spirituelle Lektüre meine Erfahrung. Es zieht mich nicht mehr in den Kopf/ins Ego, sondern im Gegenteil ins Herz. Mich stärkt solche Lektüre also, auch die kurzen Video-Ausschnitte von vielen spirituellen Lehrern auf www.jetzt-tv.net helfen mir, tiefer in die Stille zu gelangen.

Das Osterfest war für mich sehr still und friedlich, gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin. Ich habe viel über Leben und Tod nachgedacht, und immer wieder ins Jetzt hineingespürt.

Der Haupt-Ablenkungsfaktor bei mir sind meine Beziehungen zu anderen Menschen – und dabei habe ich zahlenmäßig nur sehr wenige Beziehungen. Ich stelle aber fest, daß kreisende Gedanken sich meistens auf den inneren Dialog mit einem anderen Menschen beziehen. Ich käue dann Situationen immer wieder neu durch, die ich mit diesem Menschen erlebt habe, oder stelle mir zukünftige Situationen vor, spiele Dialoge in der Zukunft durch. Ich schreibe sozusagen ein Drehbuch für meine Beziehungen. Das ist natürlich völlig absurd, denn nie kann ich vorhersehen, wie der andere reagieren wird (und auch nicht, wie ich selbst mich verhalten werde). Aber das scheint noch eine meiner verbliebenen Hauptmacken zu sein, die mich immer wieder ins Ego reinziehen.

Was ich auch nicht gut vertragen kann: wenn irgendetwas nicht funktioniert, z.B. am Auto etwas ungewohnte Geräusche macht oder wie seit einigen Wochen, unangenehme unerklärliche Gerüche absondert. Davon bekomme ich sehr schlecht Distanz.

Es ist aber seltener geworden, daß ich mich komplett in ein Geschehen hineinziehen lasse und mich selbst in der Identifikation vergesse. Zumindest auf die Beobachter-Position kann ich mich fast immer zurückziehen. Dann beobachte ich das zerrende Ego und die kreisenden Gedanken, manchmal amüsiert, manchmal auch genervt, aber immerhin weiß ich dabei: "das bin nicht ich".

Es geht mir gut, ich habe immer wieder diesen stillen inneren Frieden und ein mal ganz leises, mal etwas lauteres Glücksgefühl. :-)

Ich bin davon überzeugt, daß sich die vorhandenen Problemfelder in meinem praktischen Leben nach und nach auflösen werden, wenn ich Bewußtheit hineinlenke.

Donnerstag, 1. April 2010

Tod

Es ist merkwürdig. Ich habe vermutet, daß ich mich bald nochmal mit dem Tod auseinandersetzen muß. Jetzt kommt das Thema von außen auf mich zu. Ein Todesfall in meinem näheren Umfeld. Ich bin nicht direkt von Trauer betroffen, da ich diesen Menschen überwiegend nur aus Erzählungen kannte, nicht persönlich.

Es berührt mich dennoch stark - mit einer Mischung aus Schmerz und tiefem Frieden. Der Tod ist nicht nur ein Schreckgespenst - er hat auch etwas Heiliges und Friedvolles.

Was stirbt, wenn ein Mensch stirbt? Das Ego.

Was bleibt, was lebt ewig weiter? Das, was wir in Wirklichkeit alle sind. Aber vorstellen kann ich (Ego) mir das nicht. ;-)

Der Tod ist ein Zeiger für das Leben. Er mahnt die Lebenden, wahrhaftig zu leben. Er erinnert die Lebenden an ihre Sterblichkeit.

Angesichts des Todes ist vieles so furchtbar unwichtig. Das habe ich heute sehr stark wahrgenommen. Dabei konnte ich heute sehr konzentriert arbeiten - im Bewußtsein, wie unwichtig das alles ist.

Zwischen stark aufgewühlten Gefühlen empfand ich heute auch einen tiefen inneren Frieden. Letzteres überwiegt.